Stellungnahme zur „Freiburger Deklaration“
Der Liberal-Islamische Bund e.V. (LIB) stellt klar, dass der LIB als Organisation nicht zu den Trägern der von Abdel-Hakim Ourghi ins Leben gerufenen „Freiburger Deklaration“ gehört.
Wir halten diese Klarstellung indes für notwendig, da in dem Dokument mehrfach die Rede von „liberal-islamische Ideen“, „liberalen MuslimInnen“ sowie von „liberalen Islam“ ist. Das in dem Dokument postulierte Verständnis dieser Begriffe ist jedoch nicht mit unseren Verständnis davon in jedem Punkt identisch.
Der Liberal-Islamische Bund e.V. wurde 2010 unter dem Vorsitz von Lamya Kaddor gegründet, um Musliminnen und Muslimen, die einen vernunftorientierten Zugang zum Glauben suchen, ohne an spiritueller Substanz zu verlieren, eine Stimme zu verleihen. Dies bedeutete immer, nicht nur in den Dialog mit der andersgläubigen Mehrheit zu treten, sondern vor allem auch – trotz inhaltlicher Differenzen – den innerislamischen Kontakt zu suchen. Unsere diesbezüglichen Positionen haben wir bereits vor einigen Jahren in unseren Zielen und Positionspapieren bekannt gemacht. In unseren Gemeinden an zahlreichen Standorten in Deutschland arbeiten unsere aktiven Mitglieder seitdem eifrig an ihrer praktischen Umsetzung. Besonders im Bereich der Jugendprävention (Islamismus, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit) engagiert sich der LIB inzwischen als zivilgesellschaftlicher Akteur.
Längst postuliert der LIB ein Engagement für einen inklusiveren Islam (weibliche Imame, geschlechtergemischte Gebete etc.) und gegen jegliche Form von Diskriminierung und Repression in muslimischen Kontexten.
Bei einigen anderen Punkten jedoch nehmen wir in Anspruch, eine weitaus differenziertere Position zu vertreten. Dass der Initiator selbst, Herr Ourghi, in letzter Zeit rassistischen und islamfeindlichen Diskursen in Deutschland Schützenhilfe leistet, lässt sein Anliegen rund um die „Freiburger Erklärung“ verblassen. Vor dem gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Ereignissen in den letzten Monaten und Jahren ist eine verantwortungsvolle, sachliche und vermittelnde Position derzeit unablässig.
Selbstverständlich ist es einzelnen prominenten Mitgliedern des LIB überlassen, diese Initiative als Privatperson zu unterstützen. Wir als Liberal-Islamischer Bund e.V. unterzeichnen diese Erklärung nicht, da ein „liberaler Islam“ da aufhört liberal zu sein, wo er sich marginalisierenden Diskursen der Mehrheitsgesellschaft unreflektiert anschließt.
DER VORSTAND, 17.09.2016