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Gebet am Freitag: Infoheft

Eröffnungstext


Dies ist ein Islamischer Gebetsraum. Hier sind alle Menschen gleichermaßen willkommen. Dies ist ein Islamischer Gebetsraum für alle. Für uns heißt das auch, dass z.B. das Gebet, die rituelle Praxis, die Herkunft, die sexuelle Orientierung, die geschlechtliche Identität, die Kleidung, das Aussehen, der Körper, die Pronomen, die Gläubigkeit und insgesamt die Identität der anderen Menschen im Raum unhinterfragt zu respektieren sind.

Dazu zählt auch, dass wir z.B. manchmal nicht das Wissen über sichtbare und unsichtbare Behinderungen oder/und Erkrankungen haben. Wir respektieren uns als einander gleich vor Gott und erkennen die unterschiedlichen Lebensrealitäten, die bei vielen auch zu Diskriminierung geführt haben, in ihrem Schmerz und ihrer Schönheit an und stehen solidarisch zueinander.

Dies ist unser Raum für diese Stunde am Freitag. Und das heißt auch, dass es dein Raum ist. Wir haben Gemeinschaftsvereinbarungen, die wir euch alle bitten, aufmerksam durchzulesen. Ansprech- oder Vertrauensperson(en) werden im Anschluss an diesen Eröffnungstext vorgestellt. Vertrauensperson(en) kannst du zu jeder Zeit (außer natürlich, wenn diese betet) ansprechen.
Wir sehen dich. Wir hören dir zu. Wir nehmen dich ernst.

Dies ist dein Raum. In diesem Raum geschieht nichts, das nicht aus der Gemeinde, d.h. uns inklusive dir, getragen wird. Es gibt verschiedene Aufgaben (siehe Ablaufplan), die verteilt werden. Wenn sich heute niemand dafür findet, gibt es diesen Programmpunkt heute nicht, aber vielleicht nächste Woche wieder.

Dies ist ein Raum zum Lernen. Viele von uns hatten vielleicht nicht die Möglichkeit, Wissen in Theologie und Gebetsriten zu sammeln. Dafür haben wir einiges in diesem Heft zusammengetragen und möchten euch herzlich einladen, keine Scheu vor Fehler zu haben! Alle Texte, Abläufe und Bewegungen sind hier nachzulesen. Wir haben uns hier versucht, an allen uns bekannten Traditionen zu orientieren und versucht, Varianten einzubringen, die auch für unterschiedliche Körper durchführbar sind, trotzdem wissen wir, dass wir auch da sicher die ein oder andere Person nicht bedacht haben.

Wenn du etwas brauchst oder dir etwas auffällt, wären wir dir sehr dankbar, uns direkt oder durch die Vertrauensperson anzusprechen, wenn du gerade die Energie und Lust dazu hast. Wenn es uns von unseren Kapazitäten und räumlichen Gegebenheiten her möglich ist, möchten wir den Raum gerne von Mal zu Mal inklusiver machen.

Gemeinschaftsvereinbarungen


  • Wir tolerieren keine Form von Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, Queerfeindlichkeit, Cissexismus/Transfeindlichkeit, Interfeindlichkeit, Ableismus, Body-Shaming, Klassismus oder andere Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit oder Diskriminierung!
  • Wir versuchen gewaltfrei miteinander zu kommunizieren – ganz besonders, wenn es bereits einen Konflikt gab. Das mag nicht immer einfach sein, aber wir versuchen es, uns selbst immer mehr in Richtung einer offenen, direkten, gewaltfreien Kommunikation zu entwickeln.
  • Versuch nicht religiöse Überzeugungen oder Zugehörigkeiten anhand des Aussehens oder der Kleidung einer Person abzuleiten, z.B. ob diese Person traditionell/konservativ/liberal/einer bestimmten Rechtsschule zugehörig/schiitisch/sunnitisch ist.
  • Versuch Menschen nicht ihr Geschlecht anzusehen, frag lieber nach ihren Namen und Pronomen!
  • Werde dir über deine gesellschaftlichen Positionen bewusst, insbesondere als männliche, endo- und cisgeschlechtliche, beruflich gutverdienende, heterosexuelle oder/und weiße Person!
  • Hier kommen Menschen vielfältiger sprachlicher und kultureller Hintergründe zusammen. Bitte achte auf einen respektvollen Umgang anderen Kulturen als deiner/n eigenen gegenüber sowie dir vielleicht noch nicht bekannter kultureller, folkloristischer und/oder sprachlicher Gepflogenheiten.
  • Fotografieren ist bei keiner Veranstaltung erlaubt, wenn vorher nicht deutlich von allen betreffenden Personen zugestimmt wurde! Grundsätzlich gilt also: Keine ungefragten Fotos → Wir respektieren gegenseitig unsere Privatsphäre und Sicherheit!
  • Achte den Raum der anderen – physisch, aber auch in Gesprächen! Verhalte dich so, dass alle sich eingeladen fühlen, ihre Gedanken zu teilen. Ganz besonders achten wir darauf, dominantes Redeverhalten (z.B. Unterbrechen), aber auch dominantes Verhalten allgemein zu vermeiden.
  • Sprich nicht im Namen anderer oder erkläre ihre erlebten Erfahrungen. Wenn sie das teilen möchten, sollen sie selbstbestimmt die Möglichkeit dazu haben.
  • Kommentiere das Verhalten oder Aussehen anderer Menschen nicht, z.B. ihre Art sich anzuziehen oder zu beten!
  • Fasse Menschen nur im Konsens (=mit gegenseitiger Zustimmung) an: Frag vorher nach, ob du die Person berühren darfst.
  • Grundsätzlich: Lieber einmal zu viel etwas gesagt als einmal zu viel weggeschaut!

Wenn du dich bei einer Veranstaltung unwohl fühlst oder eine Grenzüberschreitung beobachtest, wende dich an die Veranstaltungsmoderation oder an Personen, die als Vertrauenspersonen vorgestellt wurden oder sichtbar sind.

Wenn du sexuelle Übergriffigkeit erlebt hast, frag die Moderation oder die Vertrauensperson(en) nach Luisa. „Hast du Luisa gesehen?“ Sie werden deine Aussagen ernst nehmen und dich unterstützen – im Konfliktfall schrecken wir auch nicht davor zurück, Personen des Ortes zu verweisen.

Passt auf einander auf und geht achtsam miteinander um!

Etwas fehlt dir in den Gemeinschaftsvereinbarungen? Schreib uns eine Mail an info@lib-ev.de! Diese Gemeinschaftsvereinbarungen wurden mit Hilfe der Materialien von QTI*BIPoC United Berlin entwickelt. Wir möchten uns deshalb herzlich bei QTI*BIPoC United Berlin für den Input und die Bereitstellung der Materialien bedanken!

Ablauf Gebet am Freitag


16:30 Uhr Raum wird geöffnet. Wir bauen gemeinsam auf. Wer möchte, hat nun Zeit zwei Rakʿāt zu beten, zusätzliche Gebete zu beten oder Gebete nachzuholen.

ab 17:00 Uhr

  • Eröffnungstext wird vorgelesen
  • Gebetsruf / Aḏān أَذَان
  • Thronvers / Āyatu l-kursi
  • Predigt / Ḫutbah (ca. 10 Minuten)
  • Kurze Pause zur Waschung und Vorbereitung
  • Gebetsaufruf / Iqāmah إِقَامَة
  • Gemeinsames rituelles Gebet / ṣalāh صَلَاة (2 Rakʿāt)
  • Gemeinsames Bittgebet / Duʿāʾ دُعَاء
  • Duʿāʾ Nūr (Gebet für Licht) دُعَاء نُور
  • Zeit für gemeinsames oder individuelles Erinnerungsgebet zum Abschluss / Ḏikr ذِكْر
  • Ankündigungen und Dankeschön

17:45/18:00 Uhr Abbau

Wir bitten alle, die können, beim Abbau zu helfen. Dazu gehört, aufzuräumen und die Räumlichkeiten zu reinigen.

Gebetsruf / Aḏān أَذَان


Der Gebetsruf wird ausgerufen, um die Gläubigen in die Moschee (in unserem Fall: den Gebetsraum) zu rufen. Es gibt den Gebetsruf in mehreren Varianten.

Bedeutung des Gebetsrufes

Es werden viele Kernglaubensinhalte im Gebetsruf beschrieben:

  1. Gottes majestätische Größe,
  2. die Ein(s)heit Gottes,
  3. das Verbot neben Gott andere Gottheiten anzubeten,
  4. Muḥammad als Prophet Gottes
  5. und es beschreibt das Gebet als eine der Säulen des Islams als einen Weg zum Erfolg bzw. als ein gewinnbringendes Element im Leben.

Im schiitischen Stil wird das Gebet noch als die bestmögliche Handlung benannt und (bei vielen) die Rolle Alis definiert.

Übersetzung

4x Gott ist größer/der Größte!
2x Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Gott gibt.
2x Ich bezeuge, dass Muḥammad der Prophet Gottes ist.
[2x Ich bezeuge, dass ʿAlī der Freund Gottes ist]
2x Auf zum Gebet!
2x Auf zum Erfolg!
[2x Auf zur bestmöglichen Handlung!]
2x Gott ist größer/der Größte!
Es gibt keinen Gott außer Gott.

Hinweis: In den eckigen Klammern stehen die beiden Sätze, die nur in schiitischen Varianten enthalten sind.

Sunnitischer Stil

اللهُ أَكْبَرُ، اللهُ أكْبَرُ

 اللهُ أَكْبَرُ،للهُ أَكْبَرُا

4x Allāhu akbar

أَشْهَدُ أَنْ لَا إِلَهَ إِلَّا ٱللهُ

 أَشْهَدُ أَنْ لَا إِلَهَ إِلَّا ٱللهُ

2x Ašhadu an lā ilāha illā llāh

أَشْهَدُ أَنَّ مُحَمَّدًا رَسُولُ ٱللهِ

أَشْهَدُ أَنَّ مُحَمَّدًا رَسُولُ ٱللهِ

2x Ašhadu anna Muḥammadan rasūlu llāh

حَيَّ عَلَى الصَّلَاةِ

 حَيَّ عَلَى الصَّلَاةِ

2x Ḥayya ʿalā ṣ-ṣalāh

حَيَّ عَلَى الفَلَاحِ، حَيَّ عَلَى الفَلَاحِ

2x Ḥayya ʿalā l-falāḥ

اللهُ أَكْبَرُ،للهُ أَكْبَرُا

2x Allāhu akbar

لَا إِلَهَ إِلَّا ٱللهُ

Lā ilāha illā llāh

Schiitischer Stil

اللهُ أَكْبَرُ، اللهُ أكْبَرُ

 اللهُ أَكْبَرُ،للهُ أَكْبَرُا

4x Allāhu akbar

أَشْهَدُ أَنْ لَا إِلَهَ إِلَّا ٱللهُ

 أَشْهَدُ أَنْ لَا إِلَهَ إِلَّا ٱللهُ

2x Ašhadu an lā ilāha
illā llāh

أَشْهَدُ أَنَّ مُحَمَّدًا رَسُولُ ٱللهِ

أَشْهَدُ أَنَّ مُحَمَّدًا رَسُولُ ٱللهِ

2x Ašhadu anna
Muḥammadan rasūlu llāh

أَشْهَدُ أَنَّ عَلِيًا وَلِيُّ ٱللهِ

أَشْهَدُ أَنَّ عَلِيًا وَلِيُّ ٱللهِ

2x Ašhadu anna ʿAlīyan walīyu llāh

حَيَّ عَلَى الصَّلَاةِ

 حَيَّ عَلَى الصَّلَاةِ

2x Ḥayya ʿalā ṣ-ṣalāh

حَيَّ عَلَى الفَلَاحِ، حَيَّ عَلَى الفَلَاحِ

2x Ḥayya ʿalā l-falāḥ

حَيَّ عَلَى خَيْرِ العَمَل

 حَيَّ عَلَى خَيْر العَمَل

2x Ḥayya ʿalā ḫayri l-ʿamal

اللهُ أَكْبَرُ،للهُ أَكْبَرُا

2x Allāhu akbar

لَا إِلَهَ إِلَّا ٱللهُ

Lā ilāha illā llāh

Thronvers / Āyatu l-kursi


Diese Āyah (Vers) ist die 255. Āyah der 2. Sure des Korans, Surah Baqarah (übersetzt „Die Kuh“).

ٱللَّهُ لَآ إِلَٰهَ إِلَّا هُوَ

Allāhu lā ˈilāha ˈillā huwa

ٱلْحَىُّ ٱلْقَيُّومُ لَا تَأْخُذُهُۥ سِنَةٌ وَلَا نَوْمٌ

l-ḥayyu l-qayyūmu lā taˈḫuḏuhū sinatun wa-lā nawmun

لَّهُۥ مَا فِى ٱلسَّمَٰوَٰتِ وَمَا فِى ٱلْأَرْضِ

lahū mā fī s-samāwāti wa-mā fī l-ˈarḍi

مَن ذَا ٱلَّذِى يَشْفَعُ عِندَهُۥٓ إِلَّا بِإِذْنِهِۦ

man ḏā llaḏī yašfaʿu ʿindahū ˈillā bi-ˈiḏnihī

يَعْلَمُ مَا بَيْنَ أَيْدِيهِمْ وَمَا خَلْفَهُمْ وَلَا يُحِيطُونَ بِشَىْءٍ مِّنْ عِلْمِهِۦٓ

yaʿlamu mā bayna ˈaydīhim wa-mā ḫalfahum wa-lā yuḥīṭūna bi-šayˈin min ʿilmihī

إِلَّا بِمَا شَآءَ وَسِعَ كُرْسِيُّهُ ٱلسَّمَٰوَٰتِ وَٱلْأَرْضَ وَلَا يَـُٔودُهُۥ حِفْظُهُمَا

ˈillā bi-mā šāˈa wasiʿa kursiyyuhu s-samāwāti wa-l-ˈarḍa wa-lā yaˈūduhū ḥifẓuhumā

وَهُوَ ٱلْعَلِىُّ ٱلْعَظِيمُ

wa-huwa l-ʿaliyyu l-ʿaẓīmu

Gott, es gibt keinen Gott außer ihm,
dem Lebendigen und Beständigen.
Ihn fasst nicht Schlummer und nicht Schlaf.
Ihm gehört, was in den Himmeln und auf Erden ist.
Wer kann bei ihm Fürsprecher sein,
es sei denn, dass er es erlaubt!
Er weiß, was vor und hinter ihnen ist.
Doch sie erfassen nichts von seinem Wissen,
es sei denn, was er will.
Sein Thron umgreift die Himmel und die Erde,
sie zu bewahren ist ihm keine Last.
Er ist der Hohe, Große.

Unser Kölner Gemeindemitglied Elisabeth kommentierte diese Āyah bereits an anderer Stelle für uns mit folgenden Worten:

„Dieser Vers hat mich dazu gebracht, als ich ihn das erste Mal gelesen hatte, den Islam, den Koran kennen zu lernen. Dieser Vers ist mein Lieblingsvers. Er zeigt deutlich die Grundaussage des Islams. Dieser Vers wird auch als ‚Herrscher des Korans‘ genannt.“

Es gibt auch viele Moscheen, die diesen Vers als Kalligraphie nahe der Gebetsnische (miḥrāb) ausgewählt haben.

Gebetsaufruf / Iqāmah إِقَامَة


Der Gebetsaufruf in der Form, wie er hier nachzulesen ist, wird unmittelbar bevor das rituelle Gebet (ṣalāh) gebetet wird ausgerufen.

Wie beim Gebetsruf/ Aḏān ist auch hier ein geringfügiger Unterschied zwischen verschiedenen Strömungen zu sehen. Die schiitische Variante enthält zusätzlich den Satz „Auf zur bestmöglichen Handlung!“ und in einigen Strömungen wird auch bezeugt, dass Ali Freund Gottes ist. Allerdings gibt es auch schiitische Strömungen, in denen dies optional, unüblich bis hin zu verboten ist.

In sunnitischen Traditionen kommen beide Sätze traditionellerweise nicht vor.

Übersetzung

4x Gott ist größer/der Größte!
2x Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Gott gibt.
2x Ich bezeuge, dass Muhammad der Botschafter/Prophet Gottes ist.
[2x Ich bezeuge, dass Ali der Freund Gottes ist.]
2x Auf zum Gebet!
2x Auf zum Erfolg!
[2x Auf zur bestmöglichen Handlung!]
2x Das Gebet hat begonnen!
2x Gott ist größer/der Größte!
Es gibt keinen Gott außer Gott.

Hinweis: In den eckigen Klammern stehen die beiden Sätze, die nur in schiitischen Varianten enthalten sind.

Sunnitischer Stil

اللهُ أَكْبَرُ, اللهُ أَكْبَرُ, اللهُ أَكْبَرُ, اللهُ أَكْبَرُ

4x Allāhu akbar

أَشْهَدُ أَنْ لَا إِلَهَ إِلَّا ٱللهُ

 أَشْهَدُ أَنْ لَا إِلَهَ إِلَّا ٱللهُ

2x Ašhadu an lā ilāha illā llāh

أَشْهَدُ أَنَّ مُحَمَّدًا رَسُولُ ٱللهِ

أَشْهَدُ أَنَّ مُحَمَّدًا رَسُولُ ٱللهِ

2x Ašhadu anna Muḥammadan rasūlu llāh

 حَيَّ عَلَى الصَّلَاةِ

 حَيَّ عَلَى الصَّلَاةِ

2x Ḥayya ʿalā ṣ-ṣalāt

حَيَّ عَلَى الفَلَاحِ

حَيَّ عَلَى الفَلَاحِ

2x Ḥayya ʿalā l-falāḥ

قَدْ قَامَتِ ٱلصَّلَاةُ

قَدْ قَامَتِ ٱلصَّلَاةُ

2x Qad qāmat iṣ-ṣalāt

للهُ أَكْبَرُ, اللهُ أَكْبَرُ

2x Allāhu akbar

لَا إِلَهَ إِلَّا ٱللهُ

Lā ilāha illā llāh

Schiitischer Stil

اللهُ أَكْبَرُ, اللهُ أَكْبَرُ, اللهُ أَكْبَرُ, اللهُ أَكْبَرُ

4x Allāhu akbar

أَشْهَدُ أَنْ لَا إِلَهَ إِلَّا ٱللهُ

 أَشْهَدُ أَنْ لَا إِلَهَ إِلَّا ٱللهُ

2x Ašhadu an lā ilāha illā llāh

أَشْهَدُ أَنَّ مُحَمَّدًا رَسُولُ ٱللهِ

أَشْهَدُ أَنَّ مُحَمَّدًا رَسُولُ ٱللهِ

2x Ašhadu anna Muḥammadan rasūlu llāh

 أَشْهَدُ أَنَّ عَلِيًا وَلِيُّ ٱللهِ

 أَشْهَدُ أَنَّ عَلِيًا وَلِيُّ ٱللهِ

2x Ašhadu anna ʿalīyun walīyu llāh

 حَيَّ عَلَى الصَّلَاةِ

 حَيَّ عَلَى الصَّلَاةِ

2x Ḥayya ʿalā ṣ-ṣalāt

حَيَّ عَلَى الفَلَاحِ

حَيَّ عَلَى الفَلَاحِ

2x Ḥayya ʿalā l-falāḥ

حَيَّ عَلَىٰ خَيْرِ ٱلْعَمَلِ

حَيَّ عَلَىٰ خَيْرِ ٱلْعَمَلِ

2x Ḥayya ʿalā ḫayri l-ʿamal

قَدْ قَامَتِ ٱلصَّلَاةُ

قَدْ قَامَتِ ٱلصَّلَاةُ

2x Qad qāmat iṣ-ṣalāt

للهُ أَكْبَرُ, اللهُ أَكْبَرُ

2x Allāhu akbar

لَا إِلَهَ إِلَّا ٱللهُ

Lā ilāha illā llāh

Gemeinsames rituelles Gebet / Ṣalāh صلاة


Vor dem Gebet haben alle, die beten möchten, die Möglichkeit, zu den Waschräumlichkeiten zu gehen und sich zu waschen. Erst wenn alle zurückgekommen sind, fangen wir an zu beten. Bitte stell dich nicht direkt vor die Badezimmertür, da das auf manche Menschen einen ziemlichen Druck aufbauen kann. Wir haben die Zeit!

Außerdem haben jetzt alle, die nicht mitbeten möchten oder können, die Möglichkeit sich einen Platz am Rand zu suchen oder kurz vor die Tür zu gehen. Niemand muss mitbeten und niemand soll dazu befragt werden, warum die Person heute, manchmal oder auch grundsätzlich nicht mitbetet. Das ist Privatsache und sollte auch als solche respektiert werden.

Rituelles Gebet ( صَلَاة / ṣalāh)

Die Abläufe des rituellen Gebets werden bei den Pflicht- und optionalen Gebeten durchgeführt. Die Pflichtgebete sind:

فَجْر / faǧr
Morgengebet

zu Sonnenaufgang

2 Rakʿāt

ظُهْر / ẓuhr
Mittagsgebet

nach dem Höchststand der Sonne am Mittag

4 Rakʿāt

عَصْر / ʿaṣr
Nachmittagsgebet

wenn die Schatten doppelt so lang wie zum Sonnenhöchststand sind

4 Rakʿāt

مَغْرِب / maġrib
Abendgebet

zum Sonnenuntergang

3 Rakʿāt

عِشَاء / ʿišāʾ
Nachtgebet

zum Einsetzen der vollständigen Dunkelheit

4 Rakʿāt

          

Bei den verschiedenen rituellen Gebeten können verschiedenen Strömungen zufolge verschiedene Anzahlen von Rakʿāt  vor den Pflicht-Rakʿāt oder auch danach gebetet werden. (Meist 2 oder 4)

Freitagsgebet / Verhalten in Moscheen

Das klassische Freitagsgebet sind üblicherweise 2 Rakʿāt, die in der Gemeinschaft gebetet werden. (Ablauf wie beim Morgengebet.) Traditionell wird das Freitagsgebet am Freitag statt des Mittagsgebets gebetet. Im Anschluss können Anwesende individuell noch weitere 2 oder 4 freiwillige Rakʿāt anschließen.

Es gibt viele Muslim*innen, die direkt nach dem Betreten einer Moschee 2 Rakʿāt beten – noch bevor sie sich das erste Mal setzen. Wer unseren Gebetsraum als Moschee betrachtet, kann gerne die 2 Rakʿāt direkt nach dem Eintreten beten.

Andere häufige Traditionen sind das Tragen sauberer Kleidung, gut duften, nah bei der predigenden Person zu sitzen und während der Ḫutbah keine Gespräche zu führen.

Grundsätzlich gibt es beim Liberal-Islamischen Bund e.V. keine Vorschriften, wie sich Menschen im Gebet kleiden sollten, da es auch historisch keine genaue Einigkeit darüber gibt, welche Teile des Körpers bedeckt werden sollen.

Beim Liberal-Islamischen Bund e.V. dürfen Menschen aller Geschlechter vorbeten. Außerdem dürfen Menschen aller Geschlechter nebeneinander beten.

Außerdem möchten wir kurz darauf hinweisen, dass es mehrere grundsätzliche Gebetsarten gibt: Das rituelle Gebet ( صلاة / ṣalāh), das Bittgebet (دعاء / duʿāʾ) und das Erinnerungsgebet (ذكر / ḏikr).

Diese Gebetsarten sind alle Formen der Kommunikation mit Gott, dienen aber verschiedenen Zwecken. Manchen Menschen liegt die eine oder die andere Gebetsart besser. Welche individuellen Entscheidungen eine Person für sich trifft, was wie in welcher Form und Häufigkeit in ihren Alltag integrierbar ist und was nicht, ist nichts, was von außen bewertet werden kann oder sollte. Das kann z.B. mit jahrelanger Scham, unsichtbaren Behinderungen, einer Krankheitsgeschichte oder sonstigen sehr, sehr persönlichen Dingen verbunden sein. Grenzüberschreitende neugierige oder korrigierende Kommentare werden wir daher nicht tolerieren.

Gemeinsames Bittgebet / Duʿāʾ دُعَاء


Die erste Sure des Korans al-fātiḥa (die Eröffende) wird in vielen Strömungen nicht nur im rituellen Gebet, sondern auch als Bittgebet verwendet. Dabei denkt die betende Person an die Personen, Wünsche, Hoffnungen oder auch Dinge, für die sie sich bei Gott bedanken möchte.

Die Unity Mosque in Tkaronto/Toronto macht es so, dass vor dem gemeinsamen Beten der al-fātiḥa zunächst gesammelt wird, wofür anwesende Personen gerne beten möchten. So können alle darum bitten, dass die anderen Anwesenden gemeinsam mit ihnen auch für ihre Anliegen beten.

Als letzter Abschluss des Sammelns wünscht eine der anwesenden Personen „und eine Fātiḥa für alles, was nicht ausgesprochen wurde.“ Dieser Abschluss macht deutlich, dass es valide ist, manche Dinge (noch oder gar) nicht mit der Gemeinde teilen zu wollen oder zu können.

أَعُوذُ بِاللهِ مِنَ الشَيْطَانِ رَجِيم

ʿaūḏu bi-llāhi min aš-šayṭāni r-raǧīm

بِسْمِ اللّهِ الرَّحْمَنِ الرَّحِيمِ

bi-smi llāhi r-raḥmāni r-raḥīm

الْحَمْدُ للّهِ رَبِّ الْعَالَمِينَ

al-ḥamdu li-llāhi rabbi l-ʿālamīn

الرَّحْمنِ الرَّحِيمِ

ar-raḥmāni r-raḥīm

مَلِكِ يَوْمِ الدِّينِ

māliki yawmi d-dīn

إِيَّاكَ نَعْبُدُ وإِيَّاكَ نَسْتَعِينُ

ˈiyyāka naʿbudu wa-ˈiyyāka nastaʿīn

اهدِنَا الصِّرَاطَ المُستَقِيمَ

ihdinā ṣ-ṣirāṭa l-mustaqīm

صِرَاطَ الَّذِينَ أَنعَمتَ عَلَيهِمْ غَيرِ المَغضُوبِ عَلَيهِمْ وَلاَ الضَّالِّينَ

ṣirāṭa llaḏīna ˈanʿamta ʿalayhim ġayri l-maġḍūbi ʿalayhim wa-lā ḍ-ḍāllīn

[Ich suche Zuflucht bei Allah vor dem Übel, das uns von der Wahrheit weglockt.]

Im Namen Allahs, de*r einfühlsam Barmherzigen, de*r unendlich Liebenden

Dank sei Allah, de*r nährenden Erhalter*in aller Welten. De*r einfühlsam Barmherzigen. De*r unendlich Liebenden. Besitzer*in des Tages des Erwachens. Dir allein dienen wir und an Dich wenden wir uns, um um Hilfe zu bitten. Führe uns auf den geraden Weg (der Erleuchtung und Entdeckung). Den Weg derer, die Deine erhabene Rechtleitung annehmen. Nicht den Weg derer, die von ihrer eigenen Wut überschattet werden. Nicht derer, die irregehen.

Kommentar zum Begriff dienen

Das Wort naʿbudu leitet sich von das arabischen Wortwurzel ʿ-b-d ab, die stark mit dem Konzept des Dienens vorwiegend in Abhängigkeitsverhältnissen, beispielsweise werden auch versklavte Personen im Arabischen mit einem ähnlichen Wort (nämlich ʿabd) bezeichnet.

Wichtig: Wir müssen bedenken, dass diese Art Ausbeutung damals Teil von Gesellschaften in vielen Teilen der Welt war. Historisch-kritisch gelesen werden damalige Zuhörer*innen abstrakt an eine Art Verhältnis, bei der die eine Seite gesellschaftlich überlegen ist und die andere Person davon abhängig. Hier könnten nun mehrere Ideen zu sehen sein:

  • Es geht vielleicht darum, zu demonstrieren, wie wichtig es ist, zu versuchen, sich an Gebote zu halten, z.B. ein guter Mensch zu sein, denn: Wir sind sehr abhängig von seiner Gnade.
  • Vielleicht geht es aber auch darum, zu demonstrieren, dass Gott allmächtig ist und wir demütig sein sollten. Für damalige Zuhörer*innen, die gerade zu Beginn der Offenbarung selbst oft aus marginalisierten Gruppen kamen (z.B. versklavte Personen, Frauen und Personen aus Bevölkerungsschichten, die weder politische Macht noch Reichtümer besaßen), war das sicherlich ein sehr greifbares Konzept. Also, eine Metapher.
  • Hast du vielleicht eine andere Idee, was dieses Wort damals oder heute bedeutet haben / bedeuten könnte? Erzähl doch der Gemeinde davon, das interessiert sicher sehr viele!

Kommentar zur Verszählung

Die Verszählung bzw. Nummerierung der Koranverse orientiert sich in diesem Heft an der kūfischen Standardverszählung. Die Verszählung der Ahmadiyya Muslim Jamaat ist ab der zweiten Sure jeweils um eins höher, da in dieser Zählung die Basmala jeweils als erster Vers gezählt wird. In der kūfischen Zählung wird die Basmala nur in der ersten Sure als erster Vers mitgezählt.

Gebet für Licht / Duʿāʾ Nūr  دُعَاء نُور


اللَّهُمَّ اجْعَلْ لِي نُورًا فِي قَبْرِي

وَنُورًا فِي قَلْبِي

Allāhumma ǧʿal lī nūran fī qabrī
wa nūran fī qalbī

وَنُورًا مِنْ بَيْنِ يَدَىَّ

وَنُورًا مِنْ خَلْفِي

wa nūran min bayni yadayya
wa nūran min ḫalfī

وَنُورًا عَنْ يَمِينِي

وَنُورًا عَنْ شِمَالِي

wa nūran ʿan yamīnī wa nūran ʿan šimālī

وَنُورًا مِنْ فَوْقِي

وَنُورًا مِنْ تَحْتِي

wa nūran min fauqī wa nūran min taḥtī

وَنُورًا فِي سَمْعِي

وَنُورًا فِي بَصَرِي

wa nūran fī samʿī wa nūran fī baṣarī

وَنُورًا فِي شَعْرِي

وَنُورًا فِي بَشَرِي

wa nūran fī šaʿrī wa nūran fī bašarī

وَنُورًا فِي لَحْمِي

وَنُورًا فِي دَمِي وَنُورًا فِي عِظَامِي

wa nūran fī laḥmī wa nūran fī damī wa nūran fī ʿiẓāmī

اللَّهُمَّ أَعْظِمْ لِي نُورًا

وَأَعْطِنِي نُورًا وَاجْعَلْ لِي نُورًا

Allāhumma aʿẓim lī nūran wa aʿẓinī nūran wa ǧʿal lī nūran

O Gott, erschaffe Licht in meinem Grabe und in meinem Herzen, Licht vor mir und Licht hinter mir, Licht zu meiner Rechten und Licht zu meiner Linken, Licht über mir und Licht unter mir, Licht in meinem Hören und Licht in meinem Sehen [Alternativ: Licht in meiner Wahrnehmung], Licht in meinen Haaren und Licht in meiner Haut, Licht in meinem Fleische, Licht in meinem Blute und Licht in meinen Knochen. O Allah, verstärke das Licht in mir! Gib mir ein Licht! Erschaffe für mich ein Licht!

(Überlieferung in Ǧamiʿ at-Tirmiḏī, Nummer 3419, Kapitel 48)

Abschluss: Erinnerungsgebet / Ḏikr ذِكْر


Und wir möchten zum Abschluss noch ein Optionales Ḏikr anbieten. Ḏikr heißt Erinnerung und dient dazu, Gott zu gedenken. Diese Praktiken sehen sehr vielfältig aus und in šā Allāh werden wir auch verschiedene im Laufe der Zeit erleben.

Ein einfaches Ḏikr kann folgendermaßen gehen:

  1. Falls du eine Gebetskette (33 Perlen; مسبحة / misbaḥa oder auch Tesbih) zur Hand hast, nimm diese. Sie unterstützt dich beim Zählen. Pro arabischem Ausdruck verschiebst du eine Perle.
  2. Sag 33 Mal subḥān Allāh (Gepriesen sei Gott!) und denke an wundervolle Dinge aus der Schöpfung Gottes.
  3. Sag 33 Mal astaġfiru llāh (Gott, vergib mir!) und denke an Dinge, für die du Gott um Vergebung bitten möchtest.
  4. Sag 33 Mal Allāhu akbar (Gott ist groß/größer!) und denke an Dinge, die dir lebhaft zeigen, dass Gott existiert, für dich da ist oder/und auf der Erde wirkt.

Das Tasbiḥ von Fatima Zahra ist ein Ḏikr, dass bei vielen Schiit*innen besonders beliebt ist und gerade wenn man um Vergebung bitten möchte, es besonders gut ist, diesem Ḏikr die Bitte um Vergebung anzuschließen. Es geht wie folgt:

  1. Sag 34 Mal Allāhu akbar (Gott ist groß/größer!)
  2. Sag 33 Mal astaġfiru llāh (Gott, vergib mir!)
  3. Sag 33 Mal subḥān Allāh (Gepriesen sei Gott!)

Danksagung


Wir danken

Aude Nasr

für die Illustrationen

QTI*BIPoC United Berlin

für das Bereitstellen der Awareness-Materialien,

Elisabeth Mariam Müller

für ihr Engagement & den Kommentar zum Thronvers,

Sara Mirza und Dallia Kassem

für ihre inhaltliche Mitarbeit,

der Unity Mosque Tkaronto/Toronto

für mehrere Elemente des Ablaufs, u.a. das gemeinsame Bittgebet,

Dr. Ludovic-Mohamed Zahed / dem CALEM Institute Marseille

für viele der theologischen Ausführungen

den Spender*innen, die die Kopiekosten finanziert haben

und allen Gemeindemitgliedern, die vor Ort in Frankfurt bei Planungstreffen teilgenommen haben, uns Vorschläge per Mail oder Nachricht zukommen haben lassen und/oder online Feedback gegeben haben.

Barak Allāhu fīk*unna!

Möge Gottes Segen auf euch sein!

Zu Fragen rund um religiöse, muslimische oder Islamische Begriffe empfehlen wir folgende Bücher unserer Gründungsvorsitzenden Lamya Kaddor und unserer Imamin Rabeya Müller:

Du sprichst eine Sprache so gut, dass du dir zutraust, dieses Infoheft in diese zu übersetzen? MashaAllah, wie schön! Komm gerne auf uns zu! Wir freuen uns, dieses Infoheft so vielen Menschen wie möglich zugänglich zu machen!

Wir freuen uns von ganzem Herzen, wenn dir unser Konzept zum Teil oder ganz gefällt! Wenn du magst, darfst du es gerne verwenden, aber bitte verweise dabei gut sichtbar auf uns und frag uns einfach vorher kurz. Diebstahl ist ja schließlich harām. 😉

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