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Stellungnahme zum Tod von Sarah Hegazi

Wir trauern um Sarah Hegazi

Freiheit für deine Seele

Vor knapp drei Jahren, im September 2017, tat die queere Aktivistin Sarah Hegazi etwas, das für viele von uns ein selbstverständliches Zeichen des Einstehens für eine solidarische, gerechte und inklusive Gesellschaft ist – sie schwang die Regenbogenflagge. Sie tat es auf einem Konzert der Band Mashrou‘ Laila, die sich offen für LGBTTIQ-Rechte einsetzt. Und sie tat es in Ägypten, zu einem Zeitpunkt, als das Sisi-Regime sein Null-Toleranz-Vorgehen zur Bekämpfung der Unterstützung für LGBTTIQ brutal durchsetzte.

Diese Geste der Solidarität, die uns so einfach, so selbstverständlich erscheint, wurde Sarah Hegazi zum Verhängnis. Sie wurde inhaftiert und erlitt während ihrer Gefangenschaft ein über mehrere Monate währendes Martyrium aus Misshandlungen, Vergewaltigung und Folter.

Nach ihrer Freilassung ging Sarah Hegazi ins Exil nach Kanada, doch ihre Seele sollte sich von den traumatischen Erlebnissen der Haft nie mehr erholen. Gestern, am 14. Juni 2020, setzte sie ihrem noch so jungen Leben ein Ende. In ihrem bewegenden Abschiedsbrief heißt es unter anderem:

„An die Welt – du warst schrecklich grausam, aber ich vergebe dir.“

Sarah Hegazi wurde getötet. Von jenen, die wegsehen in einem System der Unterdrückung. Von jenen, die ihre Augen verschließen vor massivsten Menschenrechtsverletzungen. Von jenen auch internationalen Akteuren, die ihre Position nicht nutzen, um die Anwendung der Allgemeinen Menschenrechte auch nur anzumahnen. Sie alle sind mitverantwortlich für das Geschehene.

Sarah Hegazi steht exemplarisch für so viele Aktivist*innen. Ihr Tod sollte uns alle ermahnen, unsere Augen und Herzen zu öffnen und uns offen solidarisch zu zeigen mit jenen, die alles riskieren, um grundlegende Rechte zu erstreiten. Erst die Zeit wird zeigen, ob diese Welt ihre Vergebung verdient hat.

Möge Sarahs Seele nun Ruhe finden – und Freiheit. Unsere Gebete sind mit denen, die sie zurücklässt.

„Die Grenze ist überschritten, der Spiegel ist zerbrochen. Aber es reflektieren die Scherben.“*

Möge die Reflexion anhalten und uns Sarah Hegazi und das, wofür sie einstand, nie vergessen lassen.

*) Edgar Allan Poe zugeschrieben

15.06.2020

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