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Pressemitteilung zum Islamischen Staat im Irak und Syrien (ISIS)

Islamischer Staat?

11.07.2014

Seit ungefähr einem Jahr mischt die extremistische ISIS (Islamischer Staat im Irak und Syrien) im Bürgerkriegsland Syrien mit und eroberte nun Teile des Iraks. Bei der Gruppe handelt es sich um eine Abspaltung der 2003 im Zuge der US-Invasion gebildeten irakischen Al-Qaida. Die ISIS gehört zum Netzwerk militant salafstischer Gruppen, das auch in Deutschland aktiv ist, und die Bundesregierung warnt vor Syrien-Heimkehrern aus diesem Spektrum. Mittlerweile hat die ISIS einen „Islamischen Staat“ mit ihrem Führer Baghdadi als „Kalif Ibrahim“ proklamiert.

Dabei agiert die ISIS mit extremem Terror gegen die Zivilbevölkerung. Davon sind nicht nur Christen, Schiiten, Alawiten und Kurden betroffen, sondern auch alle Sunniten, die nicht ihrem totalitären „Islam“-Verständnis folgen. Das fängt bei Kleinigkeiten an wie den vermeintlichen Bekleidungsvorschriften oder dem Fasten im Ramadan. Nicht nur individuelle persönliche Entscheidungen gelten der ISIS nichts, sondern auch die gut begründeten Lehrmeinungen im Islam mit allen ihren Ausnahmen und Relativierungen. Entsprechend ist die ISIS in der islamischen Welt weitgehend isoliert. Ihr Islamverständnis ist mit dem Islam nicht vereinbar. Das sagen nicht nur liberale, sondern auch konservative Muslime, und es ist wichtig, dass in dieser Situation alle gläubigen Muslime Theorie und Praxis der ISIS sowie ihrer Netzwerke eine deutliche Absage erteilen.

In der öffentlichen Debatte gibt es rund um die ISIS viele Verschwörungstheorien, von einer Finanzierung durch Saudi-Arabien, Iran, das Syrien Assads oder auch der USA und Türkei. Das sei dahingestellt, denn das darf nicht davon ablenken, dass wir es mit einem realen Problem durch Muslime zu tun haben, die im Namen unserer Religion Terror und Irrlehren verbreiten. Nach dem Selbstbild der ISIS kämpfen sie gegen alle diese Mächte, von denen sie angeblich unterstützt werden. Es ist daher redlicher, von einem „Monster“ zu sprechen, dass offenbar über Jahre aus unterschiedlichen Interessen auf die eine oder andere Art toleriert wurde, um „höhere Ziele“ der jeweiligen Mächte und lokalen Konfiktparteien zu erreichen. Die ISIS ist dabei keine Volksbewegung von unten, sie bietet keinerlei emanzipatorische Perspektive, weder „im Islam“, noch für die „arabische Sache“ oder eine „soziale Revolution“.

Der LIB lehnt generell das Konzept eines „islamischen Staates“, der für seine Bürger religiöse Vorschriften setzt, ab. Wir gehen davon aus, dass Politik und Religion getrennt bleiben müssen, und die Menschheitsprobleme nur gemeinsam gelöst werden können, aber nicht durch einen Staat mit offzieller Religion und eventuell noch geduldeten Bekenntnissen. Man mag für sich persönlich den Islam für die wahre Religion halten, und auch wir sind bewusste Muslime, die an Gottes Existenz und Seine Offenbarung glauben. Aber wir wissen, dass diese Offenbarung universell ist in dem Sinne, dass sie nur das enthält, was auch andere Völker und Religionen zu anderen Zeiten an anderen Orten glauben.

Wir sind überzeugt von einem gemeinsamen Interesse der Menschheit an einer Welt des Friedens und der Gerechtigkeit. Wir sind von der gemeinsamen Botschaft aller Religionen überzeugt, die Schöpfung zu bewahren, den Schöpfer zu ehren und einander Gutes zu tun. Dies kann nur im friedlichen Diskurs der Ideen und im gemeinsamen Handeln erfolgen. Leben und leben lassen. Dafür stehen die universalen Menschenrechte.

Wir verstehen das „Reich Gottes“ oder einen „islamischen Staat“ metaphorisch als eine solche friedliche und gerechte Gesellschaft, und das geht nur ohne herrschende Religion oder Ideologie.

DER VORSTAND

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