Pressemitteilung: Grundsatzprogramm der AfD
Mit der Verabschiedung ihres neuen Grundsatzprogramms hat die Alternative für Deutschland (AfD) ihre anti-islamische Haltung nochmals manifestiert und arbeitet darüber hinaus darauf hin, gängige Vorurteile über den Islam wieder fest in (religions-)politischen Debatten in diesem Land zu verankern. Dazu zählen insbesondere die Behauptung, ein aufklärerisches Denken im Islam sei weder realistisch noch wünschenswert sowie die Deutung von Minaretten als Symbole eines politischen und gesellschaftlichen Herrschaftsanspruchs.
Beides ist falsch: Die islamische Geistesgeschichte kennt seit ihrer Entstehung rationale und aufklärerische Strömungen, die durch die Bewahrung und Übersetzung antiker griechischer Philosophen zur Entstehung der europäischen Aufklärung beigetragen haben. Heute gibt es eine Vielzahl progressiver und liberaler Strömungen innerhalb des muslimischen Spektrums, darunter den Liberal-Islamischen Bund e.V. selbst, die sich in dieser Tradition sehen. Und auch diejenigen Muslime, die konservativeren Denkschulen anhängen, stellen keinesfalls eine Gefahr für die Grundordnung und Verfasstheit dieses Landes dar.
Zudem ist der Islam, entgegen der Auffassung, die von Teilen der AfD vertreten wird, keine politische Ideologie. Bei der Debatte um den Bau von Minaretten geht es von muslimischer Seite aus demnach auch nicht um Herrschaftsansprüche, sondern um die Forderung nach einer Gleichbehandlung aller in Deutschland vertretenen, anerkannten Religionen. Diese sollte auch den Bau von Gotteshäusern umfassen: keine Religionsgemeinschaft sollte hier benachteiligt werden.
Der Liberal-Islamische Bund e.V. appelliert an alle politischen Akteure, solchen Forderungen standzuhalten, anstatt sie aufzugreifen und so die religiöse Freiheit einer Minderheit zu beschneiden. Religionsfreiheit umfasst unserer Meinung nach sowohl das Tragen des Kopftuches (nicht des Gesichtsschleiers) – auch in öffentlichen Gebäuden – als auch den Bau von Moscheen und Minaretten sowie den Gebetsruf. Sie umfasst das Beten und die Predigt auch in einer weiteren Sprache als Deutsch. Wir erwarten von den anderen im Bundes- und in den Landesparlamenten vertretenen Parteien, dass sie nicht dem Versuch erliegen, eine Minderheit als Feind der bestehenden Ordnung zu definieren, sondern dass sie sich für ein friedliches und respektvolles Miteinander einsetzen, für dessen Gelingen Integrationsbemühungen von allen Seiten erforderlich sind.
DER VORSTAND, 02.05.2016