Pressemitteilung zur Meinungsfreiheit
Der Liberal-Islamische Bund e.V. hat die Hinrichtung von 47 Männern in Saudi-Arabien, unter ihnen der Geistliche Nimr Baqir an-Nimr, schockiert zur Kenntnis genommen. Die Vollstreckung der Todesurteile stellt nicht nur eine eklatante Missachtung der Menschenrechte dar, sie spaltet auch die muslimische Gemeinschaft weltweit und führt zu gewalttätigen Spannungen.
Mit der Verurteilung und Hinrichtung des Oppositionellen an-Nimr scheint sich ein Trend fortzusetzen, der bereits 2015 sichtbar wurde: die Einschränkung und Negierung des Rechts auf freie Meinungsäußerung in islamisch geprägten Gesellschaften sowie muslimischen Gemeinschaften in der Diaspora. Die Macher_innen von Charlie Hebdo, Intellektuelle wie Raif Badawi, Künstler wie Ashraf Fayadh, die Journalisten des Blogs „Raqqa is Being Slaughtered Silently“, sie alle wurden und werden wie viele andere von unterschiedlichen Akteuren gewaltsam an ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung gehindert. In einigen Fällen, so wie bei den Mitarbeiter_innen von Charlie Hebdo, aber auch bei Badawi und Fayadh, wird ihnen zudem Beleidigung des Islam bzw. Apostasie vorgeworfen und damit die ihnen zugefügte Gewalt gerechtfertigt.
Der LIB e.V. lehnt solche Argumentationsweisen ab und verurteilt sie. Jeder Mensch hat, unabhängig von seinem religiösen Hintergrund, das Recht, seine Meinung frei zu äußern. Dies gilt auch in Bezug auf den Islam und eine mögliche Abkehr vom selbigen.
Wir betrachten es als unser aller Aufgabe, dieses Recht auf freie Meinungsäußerung zu verteidigen, auch für Meinungen, die wir nicht teilen.
DER VORSTAND, 08.01.2016