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Ramadan


Der Ramadan ist der 9. Monat im islamischen Mondkalender. Es ist der Monat, in dem im Jahr 610 die ersten Verse (Arabisch: Ayat) des Koran herabgesandt wurden. Wie alle anderen Monate im Mondkalender beginnt er, wenn die Mondsichel (Hilal) gesichtet wurde und endet, wenn sie wieder gesichtet wird. 
Im Monat Ramadan sind Muslim*innen dazu aufgerufen, von Morgendämmerung bis zum beginnenden Sonnenuntergang zu fasten. Dieses Fasten im Ramadan ist im sunnitischen Islam auch bekannt als eine der 5 Säulen des Islams, im schiitischen Islam als einer der 10 Zweige.

Worauf verzichten Muslim*innen beim Fasten?

Beim Fasten verzichten viele Muslim*innen grundsätzlich auf Essen, Trinken und Geschlechtsverkehr von Morgendämmerung bis Sonnenuntergang.
Darüber hinaus achten die meisten Muslim*innen besonders darauf, wie sie sprechen, handeln und denken. Ziel ist es, sich von Angewohnheiten wie z.B. kleinen Lügen im Alltag, verletzenden Schimpfwörtern oder Lästereien zu trennen. Es wird besonderen Wert daraufgelegt, in der Zeit des Ramadans friedlich und liebevoll miteinander umzugehen.

Fasten alle Muslim*innen im Ramadan?

Nein, hier gibt es Ausnahmen, z.B. bei Krankheit, Schwangerschaft, Menstruation, auf Reisen, Menschen im hohen Alter oder Kinder müssen nicht fasten. Manchmal sind das wirklich sehr private Gründe, weshalb sich eine Person dazu entscheidet zu fasten oder nicht zu fasten, deshalb sollten wir auch sehr vorsichtig damit sein, jemanden darauf anzusprechen, denn: Wer möchte schon gerne z.B. über seine Vorerkrankungen mit einer fremden Person sprechen?

Wie sieht der Alltag im Ramadan aus?

Muslim*innen sind alle unterschiedlich, deswegen kann man das nicht so für alle sagen, aber viele beginnen den Tag kurz vor dem Morgengrauen und essen oder trinken noch einmal etwas. Diese Mahlzeit heißt Suhur. 
Danach beten viele das Morgengebet (Fajr). Manche bleiben danach wach, andere legen sich danach wieder schlafen bis sie z.B. für die Arbeit wieder aufstehen müssen. 
Tagsüber versuchen sich viele die Zeit zu nehmen, zu beten, Koran zu lesen oder mehr über den Islam zu erfahren, sofern sie es mit ihrer Berufstätigkeit und dem Alltag vereinbaren können. (Andere nehmen sich die Zeit hierfür eher nachts.)
Zu Sonnenuntergang beten viele das Abendgebet (Maghrib) und brechen ihr Fasten (Iftar), z.B. mit einer ungeraden Anzahl an Dattel und einem Glas Wasser, einem Glas Milch oder einer Tasse Tee. Manche Menschen brechen zuerst das Fasten und beten danach, andere beten zuerst und brechen das Fasten danach. Dazu verabreden sich viele gerne mit Freund*innen oder Familie oder/und gehen in eine Moschee oder einen anderen spirituellen Ort. Hier ist auch wieder jede Person unterschiedlich, was ihr am liebsten ist. 
Manche Menschen (hauptsächlich sunnitische) beten im Anschluss an das Nachtgebet (ʿisha) noch ein zusätzliches Gebet, das Tarawih-Gebet genannt wird.

Warum fängt der Ramadan bei manchen Muslim*innen früher an als bei anderen?

Es gibt verschiedene Methoden, wie Menschen ermitteln, wann der jeweilige neue Monat im islamischen Mondkalender beginnt. Grundsätzlich beginnt der Monat, sobald die Mondsichel mit dem bloßen Auge erkennbar ist. Einige gehen da nach mathematischen Berechnungen, andere danach, wann sie selbst oder jemand im Bekannten- oder Familienkreis die Mondsichel gesehen hat. Tendenziell beginnen diejenigen, die nach Berechnungen gehen 1-2 Tage vor denjenigen, die darauf warten, die Mondsichel mit eigenen Augen gesehen zu haben.

Manche richten sich auch nach der Mondsichtung einer Moschee ihres Vertrauen. Wenn diese z.B. in Indonesien oder Malaysia ist, liegen sie damit oft auch zeitlich vor denjenigen, die einer Institution in Marokko oder Algerien folgen.

Was ist die Nacht der Bestimmung?

Die Nacht der Bestimmung (arab. Lailatu l-Qadr) ist eine besondere Nacht im Ramadan, welche auf einen der letzten 10 Tage des Monats fällt. In den meisten Traditionen ist es die Nacht einer der letzten ungeraden Kalendertage im Ramadan.
Die Lailatu l-Qadr ist sehr besonders, denn in dieser Nacht wurden im Jahr 610 die ersten Verse (arab. Ayat) des Korans herabgesandt.

In einem Vers im Koran steht auch (Sure 97: Die Bestimmung), dass diese Nacht besser ist als tausend Monate. Die Engel und Geister steigen auf die Erde herab und die Nacht der Bestimmung ist Frieden bis zum Anbruch der Morgendämmerung. An diesem Abend wird der Gottesdienst (z.B. Gebete) eine*r jeden Muslim*in mehr belohnt und viele bitten in ihren Gebeten um Vergebung.

Ist Fasten in Deutschland anders als in hauptsächlich muslimischen Ländern?

Schon. Der Unterschied ist natürlich, dass in vielen hauptsächlich muslimischen Länder, der Alltag besser auf den Ramadan abgestimmt werden kann als hier in Deutschland. Außerdem ist es ein anderes Gefühl, wenn um eine*n herum, die meisten Menschen auch fasten. Aber: Was und welcher Ort für die jeweilige Person sich am besten anfühlt und ob sich die Person in einer größeren Gemeinschaft von fastenden Menschen wohler fühlt, ist sehr individuell. 
Ein großer Unterschied ist aber: Hier in Deutschland gibt es auch Muslim*innen, die aus Angst vor antimuslimischem Rassismus besonders zeigen wollen, dass ihre Leistungen auf der Arbeit oder in der Schule nicht durch das Fasten beeinträchtigt sind oder im Beruf nicht davon erzählen, dass sie fasten. 

Auch kein Wasser?

Es gibt ein paar Fragen, die Muslim*innen jedes Jahr aufs Neue gestellt werden. Oft sind es ja auch wirkliche Interessensfragen, aber manchmal sind auch Fragen und Kommentare dabei, die übergriffig sind. Zum Beispiel hören wir immer wieder, ob das denn nicht ungesund sei oder ob wir denn nicht mal eine Ausnahme machen wollen. Anmerkungen zu Gesundheit und Nahrungsaufnahme fremder Personen müssen doch wirklich nicht sein, oder? 

Wenn noch andere Fragen zu Islam, Muslim*innen in Deutschland, Islamischer Theologie und verwandten Themen offen geblieben sind, empfehlen wir unsere kleine Wissensdatenbank mit Video- und Literaturempfehlungen. Außerdem sind unsere Veranstaltungen (online und Präsenz) für alle Menschen offen und wir bieten online einen wöchentlichen Grundkurs Islam an. 

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