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RADIPRÄV


Von August 2018 bis Dezember 2020 wirkte in Göttingen die Beratungsstelle zur Prävention religiös begründeter Radikalisierung – kurz RADIPRÄV. Sie klärte über Salafismus und andere Formen religiös begründeter Radikalisierung auf. Zudem setzte sie sich aktiv gegen Islam-/Muslimfeindlichkeit ein, da Diskriminierungserfahrungen oft ein Motor für Radikalisierungsverläufe sind. Wer sich durch Rassismus aus der Gesellschaft ausgegrenzt fühlt, hat ein erhöhtes Risiko, seinen Wunsch nach Zugehörigkeit an eine radikalisierte Gruppe zu richten. Das bedeutet jedoch nicht, dass jede Diskriminierungserfahrung zu Radikalisierung führt. Vielmehr handelt es sich (bei religiös begründeter Radikalisierung) um einen komplexen Prozess, der auch immer wieder Fenster zur Intervention und zum Ausstieg aus radikalisierten Milieus bereithält. In Göttingen liegt die Zahl der vom Staatsschutz als radikal eingestuften Muslim*innen im mittleren zweistelligen Bereich. Göttingen gilt damit als ein Hotspot salafistischer Aktivitäten in Niedersachsen.

RADIPRÄV war eine Initiative des Instituts für angewandte Kulturforschung e.V. (kurz ifak) und des Liberal-Islamischen Bundes e.V. (kurz LIB), gefördert vom Landesdemokratiezentrum Niedersachsen im Rahmen des Programms „Demokratie leben!“, der Stadt Göttingen und des Landkreises Göttingen.

RADIPRÄV bot u.a. Betroffenen Beratung, Schulungen, pädagogische Projektarbeit, informierte multiperspektivisch über weit verbreitete Vorurteile gegenüber muslimischen Personen, bot Räume zur Begegnung mit Muslim*innen der Region und machte es sich zur Aufgabe, Alternativen zu religiös begründeter Radikalisierung sichtbar zu machen.

Beispielhaft sei hier etwa die Ausstellung „Free your mind“ mit der 22-jährigen Künstlerin Yasemin Özden im Rahmen des Aktionstages gegen antimuslimischen Rassismus 2020 genannt, deren Bilder im Zuge ihrer Auseinandersetzung mit Diskriminierungserfahrungen entstanden (siehe unten). Die gut besuchte virtuelle Ausstellung zeigte anderen jungen Muslim*innen eine mögliche produktive, demokratische Handlungsstrategie bei der Verarbeitung von Diskriminierungerfahrungen auf als Alternative zu destruktiver radikalisierter Agitation.

Ausstellungsankündigung der Künstlerin (Video)
Hintergrund des ersten Gemäldes (Video)
  • Herz über Verstand?
    Or na? Na.

  • Du bist mir ein Dorn im Auge

    Es heißt, dass die Augen der Spiegel der Seele sind, oder? Wie traurig müssen all’ jene Seelen wohl sein, die mich mit herablassenden Blicken anschauen. Immer und immer wieder: Wie trist muss ihr Inneres wohl aussehen. Ich weiß es nicht.

    Es sind keine Worte – oft reichen auch schon Blicke, die sagen: „Du bist mir ein Dorn im Auge“ und das verletzt mich. Meine Seele wird ganz schwer, ich kann mich kaum bewegen. 
    Beim Anblick ihrer Seelen erschrak sich die meine.

  • Armors sky

    Und zu seinen Zeichen gehört die Erschaffung von Himmel und Erde und die Verschiedenartigkeit eurer Sprachen und Farben. Darin liegen Zeichen für die Wissenden.

    Koran 30:22

  • Aussagen meiner Lehrer

    „In Hannover gibt es türkische Privatschulen, das würde doch passen.“
    „Ich möchte keine Kollegin mit Kopftuch.“
    „Hätte ich dich davon abhalten können?“
    „Damals erfolgte Islamisierung über Kriege und heute über Migration.“
    „Bist du jetzt verlobt?“

    Meine Gedanken kreisen ständig um dieselben Fragen. Warum?
    Warum lässt du mich nicht in Frieden leben? Was habe ich dir getan? Wieso tust du mir das an? Weshalb ist dein Herz so voller Hass … 
    Darauf werde ich wohl nie eine Antwort bekommen. Doch wenn du das hier liest – wisse, dass ich bete. Ich bete für dich. Ich bete dafür, dass dein Herz sich weitet und noch viele Platz darin finden werden.

  • Stummer Schrei … Oder doch ein Gebet?

    Wir müssen uns entscheiden, auf dem Positiven zu verweilen, uns für das Gute zu entscheiden. Du musst dich entscheiden, in einer Haltung des Glaubens und des Sieges zu bleiben.

  • Desert Rose

    „Inshallah“, that‘s what you say

    You think I lost my faith

    You won‘t speak my name

    Forbidden, won‘t see you again

    Lolo Zouaï

  • Humanity

    Ihr Menschen! Wir haben euch geschaffen, aus euren beiden Elternteilen, und wir haben euch zu Verbänden und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt. Der Angesehenste von euch ist vor Gott der, der unter euch der Gerechteste ist. Siehe Gott ist allwissend, allkundig.

    Koran 49:13

  • visualization of complex thoughts

    Die Frage ist nicht: „Kannst du mit der Situation umgehen?“. Die Frage ist: „Kannst du mit deinem Verstand umgehen?“. Vielleicht sind wir es, die eingesperrt sind – denken, dass unser Körper wichtig ist, wenn es am Ende des Tages wirklich nur um unsere Gedanken geht, um deine Träume, darum wie wir auf unsere Lebenserfahrung in dieser Welt reagieren und sie mit anderen teilen. Was Du siehst, beeinflusst wie Du dich fühlst. Und wie Du dich fühlst kann buchstäblich verändern, was Du siehst. Was du siehst, ist eine komplexe mentale Konstruktion, die du selbst erschaffen hast.

  • Die Künstlerin

    Die 22-jährige Yasemin Özden ist Hannoveranerin und kam Ende 2017 für ihr Studium nach Göttingen. Sie sieht sich selbst als deutsche Muslimin mit kurdischen Wurzeln aus der Türkei. Diese Vielfalt in ihrer Identität lässt sie auch in ihre Kunst einfließen. Diese ist nicht bloß ein Hobby für sie – es ist noch viel mehr als das. In schwierigen Situationen ihres Lebens hat Kunst ihr immer Halt gegeben und tut es noch immer.

    Das Instagram-Konto von Yasemin Özden.

    Die Instagram-Seite der Ausstellung „Free your mind“.

  • V. l. n. r.: Adwoa Abeney (Projektleitung), Yasemin Özden (Künstlerin), Frederike Steiner (2. Vorsitzende des Liberal-Islamischen Bundes)

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